Seit 25 Jahren die Tür im Blick: Baubeschlaghersteller BaSys feiert ein kleines Jubiläum
Innovationen am laufenden Band. So lässt sich in doppeltem Wortsinn die Intention auf den Punkt bringen, mit der das Unternehmen BaSys seit nunmehr 25 Jahren am Markt agiert. In einem Vierteljahrhundert entstand im lippischen Kalletal ein komplettes Baubeschlagprogramm, Band- und Schließblechsysteme für gefälzte und stumpf einschlagende Innen- und Außentüren. Das inhabergeführte Familienunternehmen versteht sich als Problemlöser für Türen- und Zargenhersteller in ganz Europa sowie für nationale und internationale Kunden aus Handel und Handwerk.
Doch alles begann zunächst mit Möbelbeschlägen, und zwar in der zum Hettich-Konzern gehörenden Oni Metallwarenfabrik in Herford. Hier übernahm Albert Bartels Senior als Ingenieur für die Fertigungsrationalisierung Ende der 1950er Jahre die Aufgabe, einen neuen Standort für das wachsende Geschäft mit den Möbelscharnieren zu suchen. Bartels fand diesen im Kalletal, managte Umzug und Aufbau des Betriebes und verantwortete fortan die technische Leitung.
Vom Möbel- zum Baubeschlag
Als Bartels Ende der 1960er Jahre auf der Eisenwarenmesse in Köln auf Bernhard Herbers trifft, ebnet das den Weg vom Möbel- zum Baubeschlag. Herbers, Mitbegründer und damaliger Geschäftsführer des Türenherstellers Herholz in Ahaus, konfrontiert Albert Bartels Senior mit der Idee, Beschläge für die automatisierte Türenfertigung zu bauen. So entwickelt das Werk in Kalletal parallel zu den Möbelscharnieren bald die ersten Türenbänder. Das ruft weitere deutsche Industriekunden auf den Plan. Den Vertrieb managt Albert Bartels Senior selbst.
Mitte der 1990er Jahre ändert sich die Gesellschafterstruktur im Hettich-Konzern und mit ihr die Strategieausrichtung. Die Entscheidung zugunsten der Möbelbeschläge hat weitreichende Folgen für das Werk in Kalletal, das zu diesem Zeitpunkt bereits zu 65 Prozent Türbeschläge produziert. So verwirklicht Albert Bartels Senior schließlich seinen Plan und kauft gemeinsam mit Sohn Albert Bartels Junior, der bereits Werkzeugmechaniker gelernt und anschließend Maschinenbau studiert hatte, das Unternehmen mit 65 Mitarbeitern aus dem Hettich-Konzern heraus. So steht der Name BaSys seit November 1995 für Bartels Systembeschläge.
Beschläge mit System
Vater und Sohn lösen zunächst den Investitionsstau auf, der aufgrund des vorausgegangenen Sparkurses entstanden war, und widmen sich der Modernisierung des Maschinenparks sowie der Optimierung der Prozesse. Zudem wollen sie der Kleinteiligkeit im Markt etwas entgegensetzen und entwickeln die Baubeschläge – entsprechend der im Unternehmensnamen selbst auferlegten Forderung – nach einer ausgetüftelten Systematik. Die in sich konsistenten Band- und Schließblechsysteme bieten in fräskompatiblen Gruppen Variabilität bei den Tragfähigkeiten und Funktionen. Das reduziert Teile, erleichtert Verarbeitung und Automatisierbarkeit. BaSys lässt sich bei der Entwicklung immer wieder intensiv auf die Kunden ein, passt sich mit seinen Produkten den Fertigungsstraßen der Industrie an, behält das Ohr nah am Verarbeiter.
2001 steigt auch Jürgen Bartels, der jüngere Bruder von Albert, ins Familienunternehmen ein, übernimmt die Bereiche Vertrieb und Marketing. In dieser Zeit bekommt BaSys gerade die Flaute in der deutschen Türenindustrie zu spüren und beginnt damit, auch im Ausland Kunden zu gewinnen und das Exportgeschäft aufzubauen. Damit einher geht das stete Engagement für einen einheitlichen europäischen Qualitätsstandard für verdeckt liegende Bänder sowie für Zertifizierungen, um den jeweils länderspezifischen Bauverordnungen insbesondere beim Brandschutz zu entsprechen.
Auf dem Weg zum Innovationsführer
Dem Umsatzeinbruch zu Beginn des neuen Jahrtausends setzt BaSys aber noch etwas entgegen: Als erster deutscher Hersteller präsentiert das Unternehmen auf dem Messestand von Herholz zur BAU 2001 ein verdeckt liegendes und dreidimensional justierbares Band für stumpf einschlagende Türen und initiiert damit einen neuen innenarchitektonischen Designtrend.
Die Innovation wird zur Blaupause für die zukünftige Unternehmensstrategie. Die Messen BAU und Fensterbau Frontale geben den Takt vor, in dem BaSys seine Neuheiten präsentiert. Im Unternehmen stecken vier Anwendungstechniker zwei Mal pro Woche die Köpfe zusammen und erarbeiten in einem offenen Denkprozess neue Produktideen und ihre Integration in Produktionsprozesse. Einmal wöchentlich sind dann auch die beiden Bartels-Brüder dabei, hinterfragen die technische Umsetzung und Vermarktung.
Zahlreiche Preise zeugen bereits von der Innovationskraft des Mittelständlers. Dazu gehört zum Beispiel der German Design Award 2016 für das „Masterband FX2 120 3-D FD“, ein verdeckt liegendes Band für überfälzte Haus- und Wohnungsabschlusstüren mit großem Überschlag und Flügeldichtung, dessen Drehpunkt erstmals im Überschlag liegt. Nur ein Jahr später erhält das verdeckt liegende Band „Pivota DX Close“, das Innentüren ohne sichtbaren Türschließer sanft und selbsttätig ins Schloss zieht, den Innovationspreis Architektur + Bauwesen und ein „Best of best“ beim Iconic Award: Innovative Interior 2018. Seinen vorläufigen Höhepunkt feiert BaSys 2018 mit der TOP 100-Auszeichnung als eines der innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands.
Individuelle Lösungen
Die Innovationen lassen den Auftragseingang stetig ansteigen. BaSys begegnet dem Wachstum mit Kapazitätserweiterungen am Standort in Kalletal. 2012 entsteht auf dem Gelände im Gewerbegebiet Echternhagen die dritte Halle, um Platz für Neuinvestitionen zu schaffen. Im Jahr 2017 baut BaSys Halle 4 und lagert die Automatenstanzerei um. Damit einher gehen weitere Investitionen, wie beispielsweise in neue Oberflächentechnik. Eine hohe Fertigungstiefe und schlanke, schnelle Produktionsprozesse sorgen für Flexibilität, mit der BaSys individuellen Kundenwünschen nachkommen und kleinere Losgrößen liefern kann.
In der Krise stabil
25 Jahre nach Unternehmensgründung sieht sich BaSys gut aufgestellt. 2019 beteiligten sich rund 100 Mitarbeiter auf 5.000 Quadratmetern im Zweischichtbetrieb an der Wertschöpfung. Für 2020 erwarten Albert und Jürgen Bartels, das Vorjahresniveau zu erreichen. In der Coronakrise musste BaSys bislang nicht auf das Instrument Kurzarbeit zurückgreifen, konnte seinen Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze bieten.
Mit den deutschsprachigen Kunden in der D/A/CH-Region und in Südtirol sei man, so Jürgen Bartels, bisher relativ stabil durch die Krise gekommen. Der fremdsprachige Auslandsmarkt, auf dem BaSys in erster Linie über Objektgeschäfte agiert, zeige sich durchwachsen. Bei einem Exportanteil von inzwischen 30 Prozent liefert das Unternehmen in 36 Länder weltweit, vor allem innerhalb Europas, aber auch nach Nordamerika sowie in den Nahen und Mittleren Osten.
Bodenständig und familiär in die Zukunft
Albert Bartels Senior zog sich 2012 aus der Geschäftsleitung zurück. Seitdem führen die Brüder Albert und Jürgen Bartels das Unternehmen gemeinsam in zweiter Generation mit klarer Aufgabenteilung. Albert verantwortet als Techniker die Produktion und angegliederte Prozesse, Jürgen leitet Marketing und Vertrieb. Die geringe Mitarbeiterfluktuation führen beide auf ihre bodenständige lippische Mentalität zurück, die zudem dafür sorgt, dass sich BaSys als einer der größten Arbeitgeber der Region keine Sorgen um den Fachkräftenachwuchs machen muss. Und auch der Nachwuchs in der Eigentümerfamilie schicke sich schon an, das Unternehmen einmal weiterzuführen zu wollen.
So stehen im November 2020 alle Zeichen auf Zukunft. Statt großer Feierlichkeiten, was dem Pandemiegeschehen geschuldet ist, blickt BaSys auf die nun digital stattfindende BAU und widmet seine Innovationskraft ganz den Produktneuheiten für 2021. Dass man diese auf einer eigenen „Digital Expo“ informativ, unterhaltsam und kurzweilig präsentieren kann, hat BaSys im September bereits bewiesen. Denn die Offenheit und Neugierde für Neues und Unbekanntes nimmt der Jubilar insgesamt für sich in Anspruch – ganz so wie man es von einem innovativen Unternehmen eben erwarten darf.